Wir, eine Gruppe von 10 Personen, waren für 28 Tage, vom 2. bis 30. Juli 1996, in Canada in den Ferien. Die Reise war als 'Rocky Mountains Wilderness Tour' ausgeschrieben, was es auch war. Unsere beiden Höhepunkte auf dieser Reise waren sicher das Kanufahren auf dem Wildhey River und die Wanderung im Willmore Wilderness Park.
2.7. Der langweiligste Teil der Ferien ist der Flug von Zürich via London nach Calgary, Canada. Wir Schweizer lernen uns dabei aber schon etwas kennen. Nach einem ewig langen Tag, wir haben 8 Stunden Zeitverschiebung, sind alle sehr froh, endlich ins Bett gehen zu können.
3.7. Über die Traumstrasse der Welt, den Icefields Parkway, der durch die Nationalparks Banff und Jasper führt, fahren wir ca. 300 km nach Nordwesten. Wir sehen dabei verschiedene Sehenswürdigkeinten, wie z.B. den Peyto Lake, Sunwaptafälle, Athabaskafälle, usw., alles Touristen-Attraktionen. Unser Wildnisführer Jonny sucht uns aber einen ruhigen Platz fürs Mittagessen aus: den Hektor Lake.
Hektor Lake
Auf der Weiterfahrt sehen wir direkt am Highway den ersten Bären. Es ist ein noch jüngerer Schwarzbär. Am North Saskatchewan River übernachten wir zum ersten Mal in den Zelten, die wir für die nächsten 4 Wochen unser Zuhause nennen.
4.7. Heute wandern wir in ca. 4 h zum 1500 m hoch gelegenen Glacier Lake. Der "Gletschersee" im Banff National Park gilt als einer der schönsten Bergseen der Rockies. Das Schöne daran ist, man kann nicht einfach mit dem Auto hinfahren, denn es gibt keine Strasse. Wir übernachten direkt am Seeufer. Wir machen dabei die ersten Erfahrungen mit der Wildnis. In der Nacht knabbern die Squirrels zum ersten Mal unsere Lebensmittel an, die wir zum Schutz vor den Bären in sicherer Entfernung in etwa 4 m Höhe gezogen haben.
5.7. Wir kehren auf demselben Weg zurück zum Bus. Wir fahren weiter auf der Street of Dreams. Dabei sehen wir Columbia Icefield, Deauty Creek, Jasper. Wir übernachten auf dem Halfway Zeltplatz im Switzer Park.
6.7. Heute beginnt das Kanufahren. Um für das Fahren auf dem Fluss gewappnet zu sein, üben wir die wichtigsten Paddelmanöver auf dem Cache und Blue Lake. Wir wechseln auf den Graveyard Lake Zeltplatz, der nur ein paar hundert Meter entfernt ist.
7.7. Heute üben wir auch auf fliessendem Gewässer. Mit den Kanus paddeln wir vom Brule Lake den Athabasca hinunter bis nach Hinton. Am späten Abend sehen einige von uns noch drei Biber, deren Dämme von einem Unwetter weggespült wurden. Hoffen wir, dass sie trotzdem hierbleiben.
8.7. Wir haben heute den ganzen Tag Zeit, um alles in aller Ruhe für unseren grossen, sechs-tägigen Kanutrip einzupacken. Die Führer, für den grossen Kanutrip haben wir zwei, sind sehr zufrieden mit unseren Fortschritten. Sie wagen mit uns morgen einen Trip auf dem kleinen, technisch nicht ganz einfachen Wildhay River und nicht wie vorgesehen auf dem riesigen Athabasca.
9.7. Wir fahren das erste Stück auf dem Wildhay hinunter. Der Fluss ist so schmal, dass man immer etwas zu tun hat, man muss immer auf Steine und Treibholz achten. Das Einzige, was uns noch an Menschen erinnert, sind zwei kaum befahrene Brücken über den Wildhay, ansonsten sind wir völlig in der Wildnis. Wenn man sich ein paar Meter vom Fluss entfernt, muss man immer damit rechnen, einem Bären zu begegnen. Wenn man aber mit etwas Lärm durch den Wald geht, verschwinden die Tiere normalerweise, ohne dass man sie zu Gesicht bekommt.
10.7. Wir paddeln ein Stück weiter und geniessen die Natur, heute mit besserem Wetter. Wir sehen uns noch eine Trapperhütte direkt am Ufer des Wildhay an. Sie ist nur mit dem Kanu oder zu Fuss durch den teilweise recht dichten Wald zu erreichen. Dafür hat man auch keinen Lärm und nicht die Hektik der Zivilisation.
Stimmung nach Sonnenuntergang
11.7. Heute paddeln wir eine Rekordstrecke. In neun Stunden legen wir etwa 70 km zurück. Das ist nur möglich, weil die Schneeschmelze etwa ein Monat zu spät ist und alle Flüsse und Bäche sehr viel Wasser führen. Dadurch ist die Strömung auch sehr stark. Wir kommen bis an den Zusammenfluss mit dem Berland River.
12.7. Diesen Tag verbringen wir auf dem Berland River. Wir können dabei eine Kreation der Erosion bewundern:
Erosion
Wir fahren bis an den Zusammenfluss mit dem Athabasca River. Etwa 300 m, bevor wir anlegen und unser Nachtlager aufschlagen, sehen wir am Ufer eine Bärenmutter mit zwei Jungen. Als sie uns sehen, verschwinden sie gleich im Wald. Ein Tier, das in der Nähe von einem Highway lebt, lässt sich nicht stören, wenn jemand vorbeifährt, aber hier in der Wildnis bringt das die Tiere doch etwas durcheinander.
13.7. Wir paddeln nur wenig, lassen uns fast nur noch treiben. Der breite Athabasca erfordert keine besondere Konzentration. Wir übernachten auf einer Insel, was aber keinen zusätzlichen Schutz gegen Tiere bedeuten würde. Gegen Abend bis in die Nacht hinein hat es immer unheimlich viele Moskitos. Nur wenn es regnet, kommen sie nicht hervor.
Moskito
14.7. Wir paddeln noch das letzte Stück auf dem Athabasca bis an den Mackenzie Highway bei Whitecourt. Wir fahren mit dem Bus nach Hinton zurück, und können uns im Bad von Hinton waschen und duschen. Anschliessend gehen wir Pizzaessen, worauf wir uns schon lange gefreut haben, denn man kann nicht einfach in der Wildnis einkaufen gehen. Wir bereiten uns für den grossen, neun-tägigen Wandertrip im Willmore Wilderness Park vor.
15.7. Mit dem Bus fahren wir bis an den Rock Lake. Wegen schlechten Wetters verlegen wir den Start des Trips auf den nächsten Tag. Wir haben dafür unseren Spass an den Squirrels:
Squirrel
16.7. Mit einem Tag Verspätung geht es nun doch noch los. Für die nächsten acht Tage sind wir ganz auf uns alleine gestellt. Es ist verboten, mit motorisierten Fahrzeugen in den Wilderness Park zu fahren. Deshalb gibt es keine Brücken über die Bäche, wir überqueren die Flüsse zu Fuss.Heute wandern wir nur 4 Stunden und müssen dabei einmal den Wildhay River überqueren. Wir wären gerne noch auf den Fire Lookout Tower, was wir aber wegen schlechtem Wetter aus dem Programm weglassen. Übernachten können wir in der White Cabin, einer Control Cabin. In der Nacht besucht uns eine Maus, knabbert aber nur Jonnys Nahrungsmittel an.
17.7. Der heutige Tag ist wahrscheinlich der anstrengendste. Wir wandern ca. 8 h bis zur Summit Cabin, im Vergleich zur White Cabin eine sehr schöne Control Cabin, von innen wie von aussen:
Summit Control Cabin
18.7. Heute wird es steiler. Es geht hoch auf den Jackknifepass. Hier auf etwa 2000 m hat es noch einige Schneefelder. Wir fühlen uns eher im Winter als im Juli-Sommer, denn es ist ziemlich kalt. Wir erleben aber einen sehr schönen Sonnenuntergang. Nachts beginnt es noch stark zu winden und leicht zu schneien. Einen Vorteil hat es, wenn es nicht so warm ist: Es hat keine Moskitos.
19.7. Obwohl wir nicht das beste Wetter und relativ wenig Holz für Feuer haben, entscheiden wir uns, noch einen Tag hier zu bleiben. Zu viert beginnen wir den Mt. Ester hochzuklettern. Der Berg wurde von der Canadien-Wilderness-School "getauft". Wegen rascher Wetterverschlechterung und Schneewäen werden wir aber vor unserem Ziel zur Rückkehr gezwungen. Nachts ist es wieder sehr windig und etwas kälter. Der Schneefall ist etwas stärker als gestern, der Schnee bleibt noch bis fast am Mittag liegen:
Verschneiter Berg
20.7. Wegen Schlechtwetter gehen wir nur bis zum Zusammenfluss mit dem Snow Creek. Geplant war noch ein Stück den Snow Creek hoch und am nächsten Tag auf dem Bergrücken wieder zurück. Wir haben nun viel Zeit, mit der wir irgendwie nicht wissen, was anzufangen. Wir haben auch keine Spiele mitgenommen. So kommen wir auf die Idee, selber Würfel zu schnitzen, was uns auch recht gut gelingt.
21.7. Am Morgen ist es wieder etwas schöneres Wetter. Wir wandern den North Berland River entlang bis zum Sunset Creek. Wir überqueren dabei 24 Bäche und durchwaten 8 Schlammlöcher:
Harmlose Bachdurchquerung
Das Problem ist nicht, dass es so viele Bäche hat, sondern dass der Bach sich im Tal hin und her schlängelt und unser Weg einfach gerade mitten durchs Tal führt. Die meisten, die hier in den Willmore Wilderness Park kommen, machen das mit Pferden, und die stört es nicht, wenn es mal durchs Wasser geht. Ihre Hunde haben da schon eher Mühe.
22.7. Wir wandern heute nur bis zum South Berland River, überqueren dabei 22 mal den Bach, und sumpfen durch 6 Schlammlöcher. Der kalte Fluss wird dabei immer höher, einigen kommt das Wasser schon ziemlich hoch. Wir behalten unsere Wasserschuhe heute für die ganze Wanderung an. Ich möchte nicht ohne Wasserschuhe durch diese Bäche müssen. Wir haben noch sehr viel Zeit zur Verfügung, so bauen wir uns eine Wildnis-Sauna: Aus Ästen konstruieren wir einen Iglu, den wir mit der Plane abdecken. Ein paar Meter davon entfernt machen wir ein grosses Feuer, mit dem wir Steine zum Glühen bringen. Diese Steine tragen wir dann mit der Schaufel in den Iglu und übergiessen sie mit Wasser.
23.7. Heute wandern wir bis zum Parkende am Berland River. Geplant war dazwischen noch eine Übernachtung im Park, was aber von der Mehrheit abgelehnt wird. Wir müssen dabei 15 mal den Bach überqueren, konnten dies aber bei schönem Wetter tun. Mit dem Bus fahren wir nun an den Wildhorse Lake. Von hier aus sieht man den Mt. Roch Miette sehr schön:
Mt. Roch Miette oberhalb von Pocahontas
24.7. Heute besuchen wir die Miette Hot Springs, die heissen Quellen. Schade, dass alles wie eine normale Badi ist, nur mit etwas warmem Wasser. Früher waren die Quellen noch Naturseen. Wir übernachten am Lake Annette, einem weiteren schönen See in den Rockies.
25.7. Mit dem Bike fahren wir vom Maligne Lake nach Jasper, ca. 50 km. Dabei sehen wir wieder eine Bärenmutter mit zwei Jungen. Das letzte Stück fahren wir nicht auf der normalen Strasse, sondern einem Naturweg, der zuerst dem Maligne River folgt, dann aber sonst an den Highway führt. Weil der Weg so trocken ist, wirbeln wir extrem viel Staub und Dreck auf, so dass die letzten kaum noch etwas sehen.
26.7. Wir fahren ein paar Kilometer mit dem Bus und sehen dabei einen noch jüngeren Bären. Wir biken vom Wabasco Lake bis nach Jasper, ca. 20 km technisch anspruchsvoller Naturweg. Wir haben schön warmes Wetter. Wir übernachten wieder am Wildhorse Lake.
27.7. Der Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung sind die Miette Hot Springs. Unterwegs dorthin sehen wir vom Highway aus einen Bären. Von da aus geht es zu Fuss auf den Utopia Mountain. Weil wir eigentlich zuerst nicht auf diesen Berg, sondern auf den nächst höheren wollten, steigen wir auf der Rückseite hoch. Oben angelangt bemerken wir, dass dies der Touristenberg bei den Miette Hot Springs ist. Wir steigen auf dem Touristenweg ab, was für uns wie eine Strasse wirkt. Dafür hat es zahme Streifenhörnchen:
Streifenhörnchen
28.7. Mit dem Bus fahren wir nach Edmonton. Wir nutzen fast die ganze Zeit, um in der West Edmonton Mall einzukaufen. Dies ist die zur Zeit grösste Mall auf der Welt. Man findet hier einfach alles. Von der Achterbahn über Buchhandlungen und Banken bis hin zu einem Eishockeyfeld. Schade, dass es Sonntag ist, die meisten Läden schliessen heute schon um 5 Uhr abends. Unter der Woche kann man an vielen Orten bis um 10 Uhr einkaufen.
29.7. Wir können noch die letzten Souvenire einkaufen. Dann müssen wir aber endgültig den Rückflug via Toronto und
30.7. London nach Zürich antreten, was einigen nicht ganz leichtfällt. Es war wirklich grossartig! Eigentlich würden wir alle gerne nochmals von vorn anfangen.Uns bleiben nur noch die Fotos.